9. November – Tag des Gedenkens an die Novemberpogrome

Proprium

Spruch des Tages

Wer weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist’s Sünde. (Jak 4,17)

Predigtjahrgänge

  1. Mk 14,66-72 (EV)
  2. 1 Petr 5,8-9 (EP)
  3. Spr 24,10-12 (AT)
  4. Lk 22,31-34
  5. Mt 24,23-27
  6. 2 Mose 1,15-22

Lieder des Tages

  • EG 146 Nimm von uns, Herr, du treuer Gott
  • EG 235 O Herr, nimm unsre Schuld

Psalm

Ps 74,1-3.8-11.20-21

Liturgische Farbe

Violett

Gebete

  • Kyrie, Gloria, Tagesgebet

    Hinführung zum Kyrie

    Immer wieder, Gott, immer wieder erschrecken wir:
    Vor der Gewalt der einen,
    vor dem Schweigen der anderen.
    Damals im November 1938.
    Und erst recht danach,
    in Dachau, in Buchenwald, in Ausschwitz.
    Immer wieder, Gott, immer wieder erschrecken wir:
    Vor der Gewalt der einen,
    vor dem Schweigen der anderen.
    Heute im Jahr 20XX.
    Hier in Deutschland.
    Wenn es wieder passiert:
    Menschen jüdischen Glaubens werden angepöbelt.
    Sie werden überfallen, manche ermordet.
    Synagogen werden angegriffen.
    Hass bahnt sich – in den Netzwerken, in Parteien, in Schulen.
    Jüdinnen und Juden fühlen sich nicht sicher im eigenen Land.
    Was können wir tun?
    Erbarme dich, Gott.

    Hinführung zum Gloria

    So spricht Adonaj, mächtig über Heere:
    Ja, wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.
    Ja, pass auf: Ich erhebe meine Hand gegen sie,
    und sie werden zur Beute derer, die sie versklavt hatten.
    Und ihr werdet erkennen, dass Adonaj, mächtig über Heere, mich gesandt hat.
    Brich in Jubel aus, freue dich, du Tochter Zion!
    Ja, sieh doch, ich komme und wohne in deiner Mitte.

    (Sach 2,12-14, nach der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache)

    Das Gloria wird evtl. nicht gesungen. Der Text wird dann mit „Amen“ abgeschlossen.

    Tagesgebet

    Nimm uns nicht das Erschrecken, Gott.
    Aber nimm uns die Angst, die uns lähmt.
    Gib uns den Mut, der uns in Bewegung bringt.
    Gib uns die Kraft, die uns kämpfen lässt gegen Antisemitismus.
    Komm, Gott, und wohne in unserer Mitte.
    Damit Friede werde.
    Heute und immer.

    Weitere Anregungen auch bei den Gebeten zum 10. Sonntag nach Trinitatis.

  • Eingangsgebet für die einfache Form

    Wir kommen zu dir, Gott.
    Wir erinnern uns an das Grauen.
    Wir erinnern uns an das Böse, das möglich war.
    Als die Synagogen brannten.
    Als deutsche Nazis deutsche Juden quälten,
    verfolgten, ermordeten.
    Die Wunden sind noch da, Gott.
    Bei den Überlebenden.
    Bei den Kindern und bei den Enkeln der Überlebenden.
    Auch die Wunden der Schuld und der Scham sind noch da.
    Bei uns in Deutschland.
    Es ist so schwer hinzusehen.
    Die Last drückt.
    Und die Sorge: Es könnte wieder passieren.
    Sei jetzt hier, du Trost aller Menschen.
    Sei jetzt hier, du Hilfe aller, die gedemütigt und verfolgt werden.
    Gib Frieden, Gott, gib uns deinen Frieden.

  • Fürbitten

    Mit Liedruf z. B. Kyrie eleison, EG 178.14
    Für drei Sprecher*innen

    I
    Wie anders wäre unser Land, wenn sie noch da wären:
    Die Seligmanns, die Mandelbaums, die Salomons.
    Wir sind ärmer geworden ohne sie.
    Und wir trauern um die jüdischen Mitmenschen, die wir verloren haben.
    Lasst uns beten!

    II
    Gott, wir denken an die Überlebenden.
    Jüdinnen und Juden, verstreut in der Welt und hier in Deutschland.
    Verletzt an Leib und Seele.
    Die ihre Angehörigen verloren, ihre Freunde, ihre Heimat.
    Von Albträumen geplagt, bis heute.
    Heile sie.

    Liedruf

    III
    Gott, wir denken an die Kinder und Enkelkinder der Überlebenden.
    Die die Albträume ihrer Vorfahren träumen,
    die sich heimatlos fühlen,
    kleingemacht – immer noch.
    In Angst vor neuer Verfolgung.
    Tröste sie.

    Liedruf

    II
    Gott, wir denken an die Verblendeten bei uns.
    Die mit engem Herzen und ohne Verstand Menschen das Leben schwermachen.
    Die nicht ertragen können, dass andere anders glauben,
    aus anderen Ländern kommen,
    anders leben als sie selbst.
    Verändere sie.

    Liedruf

    III
    Gott, wir denken an die Menschen,
    die sich für Toleranz einsetzen.
    Die helfen und nicht wegschauen.
    Die ihre Stimme erheben, wo Menschen erniedrigt werden.
    Die sich freuen über neues jüdisches Leben bei uns.
    Stärke sie.

    Liedruf

    I
    In der Stille beten wir für die, die uns besonders am Herzen liegen.

    Stille

    Dir, Gott, gehören alle Menschen,
    in dieser und in der kommenden Welt.

Liedvorschläge

  • Eingangslied und Vorschläge zu den Predigtjahrgängen

    Eingangslied

    EG+ 26 Aus der Tiefe rufe ich zur

    Vorschläge zu den Predigtjahrgängen

    I: Mk 14,66-72 (EV)
    EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
    EG-HN 584 Meine engen Grenzen
    EG-HN 585 Ich rede, wenn ich schweigen sollte

    II: 1 Petr 5,8-9 (EP)
    EG-HN 584 Meine engen Grenzen
    EG+ 139 Als träumten wir

    III: Spr 24,10-12 (AT)
    EG-HN 584 Meine engen Grenzen
    EG-HN 585 Ich rede, wenn ich schweigen sollte
    EG-HN 614 Lass uns in deinem amen, Herr
    EG+ 127 Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut

    IV: Lk 22,31-34
    EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr

    V: Mt 24,23-27
    EG 346 Such, wer da will
    EG-HN 602 Du hast gesagt: “Ich bin der Weg”

    VI: 2 Mose 1,15-22
    EG-HN 591 Einsam bist du klein (Kanon)
    EG-HN 623 Du bist da, wo Menschen leben (Kanon)
    EG-HN 631 In Gottes Namen wolln wir finden

Besondere Gestaltungen

  • Gedenkfeier mit meditativen Elementen - Liturgische Stücke zu Psalm 74

    Psalmcollage

    Nach der Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig

    Für zwei Leser*innen

    Hinführung: Der Historiker und Philosoph Franz Rosenzweig und der Religionsphilosoph Martin Buber, beide Juden, übersetzten die Hebräische Bibel ins Deutsche und blieben bei ihren Wortschöpfungen immer dicht an der Hebräischen Sprache. Franz Rosenzweig, der 1929 starb, musste den Nationalsozialismus nicht mehr erleben. Martin Buber aber emigrierte 1938 mit seiner Familie nach Jerusalem. 1938, als am 09. und 10. November überall im damaligen „Deutschen Reich“ die Synagogen brannten, da stand Martin Buber sicher auch Psalm 74 vor Augen, dieses uralte Psalmgebet, das im Novemberpogrom so brennend aktuell wurde.

    Psalm 74,7-8.10.18.20-23

    I
    In Feuer steckten sie
    dein Heiligtum, zum Erdland preisgaben sie
    die Wohnung deines Namens.
    Sie sprachen in ihrem Herzen:
    „Ihre Brut mitsammen!“
    Sie verbrannten
    alle Begegnungsstätten der Gottheit im Land.

    II
    Bis wann, Gott, darf der Bedränger höhnen?
    Darf der Feind deinen Namen schmähn in die Dauer?

    I
    Gedenke dies:
    der Feind höhnt DICH!
    Nichtig Volk schmähn deinen Namen!

    II
    Bis wann, Gott, darf der Bedränger höhnen?
    Darf der Feind deinen Namen schmähn in die Dauer?

    I
    Blick auf den Bund!
    Denn gefüllt haben sich
    die finstern Plätze des Erdlands
    mit Triften der Unbill.
    Nimmer möge sich abkehren müssen
    der Geduckte beschimpft!
    Der Gebeugte, der Dürftige
    sollen deinen Namen preisen!

    II
    Bis wann, Gott, darf der Bedränger höhnen?
    Darf der Feind deinen Namen schmähn in die Dauer?

    Steh auf, Gott!
    Streite deinen Streit!
    Gedenke deiner Verhöhnung
    durch den Nichtigen all den Tag!
    Vergiß nimmer
    die Stimme deiner Bedränger,
    das Toben der gegen dich Aufständischen,
    das stetig hinansteigt!

    II
    Bis wann, Gott, darf der Bedränger höhnen?
    Darf der Feind deinen Namen schmähn in die Dauer?

    Stille

    Musik oder Gesang

    Klage

    Wir stehen vor dir, Gott.
    Wir sehen zurück.
    Auf das Grauen.
    Es ist so schwer.
    Das Benennen.
    Das Hinsehen.
    Bis heute.
    Bis in unsere Familien,
    bis in unsere Gemeinde hinein.

    Stille

    Musik oder Gesang

    Bibelworte

    Wir lesen in der Bibel:
    Ungestraft lässt Gott niemand,
    sondern sucht die Missetat der Väter und Mütter heim
    an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied (2 Mose 34,6)

    Und wir lesen:

    Sprichst du: „Siehe, wir haben's nicht gewusst!“,
    fürwahr, der die Herzen prüft, merkt es,
    und der auf deine Seele achthat, weiß es
    und vergilt dem Menschen nach seinem Tun. (Sprüche 24,12)

    Stille

    Musik oder Gesang

    Gebet

    Wie hören wir diese Worte?
    Sie schmerzen.
    Sie rütteln auf.
    Sie erschrecken uns.
    Und wir fragen dich, Gott:
    Wer sind wir?
    Hineingeboren in eine Familie und in eine Geschichte.

    Wer sind wir, Gott?
    Wir halten dir unsere Geschichten hin.
    So unterschiedlich:
    Im Mittun.
    Im Wegsehen.
    Oder im Widerstehen.
    So unterschiedlich –
    Im Erzählen oder Verschweigen bis heute

    Wer sind wir, Gott?
    Wer wir auch sind – trage uns.
    Lass uns erfahren, dass Erinnern verändert.
    Für die Gegenwart.
    Für die Zukunft.
    Schenke uns die Gnade neuer Begegnungen
    mit Juden und Jüdinnen.

    Fürbittgebet

    Hinführung
    „Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen“ (Christa Wolf). Wie wenig vergangen die Vergangenheit ist; wie präsent vielmehr das Leiden der Juden und Jüdinnen im Nationalsozialismus noch ist, das wird auch in den Gedenkstunden der Henry und Emma Budge-Stiftung in Frankfurt am Main deutlich. In der Budge-Stiftung leben ältere jüdische und nichtjüdische Menschen zusammen. So werden die Gedenkstunden – auch jene zu den Novemberpogromen 1938 – mitgestaltet von Frauen und Männern, die den Holocaust überlebt haben. Die Überlebenden, die meisten schon hochbetagt, entzünden sechs Kerzen, die für die über sechs Millionen Juden und Jüdinnen aus ganz Europa stehen, die in der Shoah ermordet wurden. Stets ist die sechste Kerze dem Gedenken an die über 1,5 Millionen ermordeten Kinder gewidmet.

    Die evangelische Pfarrerin des Seniorenheims schreibt: „Das Vergangene ist nicht vergangen …“ In dem Moment, in dem sie die Kerze entzünden, sehe ich nicht nur die älteren Frauen und Männer vor mir, sondern ich sehe zugleich die Kinder oder Jugendlichen, die sie einst waren: Den Jungen, der in einem Kloster in Frankreich versteckt überlebte, aber dafür schon als Kind seine Identität verheimlichen musste. Das dreizehnjährige Mädchen, das zusammengepfercht mit vielen anderen Kindern und Erwachsenen auf einem Bahnsteig steht und gleich gezwungen wird, in einen Zug einzusteigen, der sie alle ins Todeslager fährt. Und nicht allein die verfolgten Kinder und Jugendlichen sehe ich in dem Moment des Gedenkens, sondern mir stehen auch jene vor Augen, die sie einmal umgaben: Ihre Familienangehörigen, ihre Freunde und Freundinnen, die ihnen gewaltsam genommen und ermordet wurden.

    Berührt von der Form des Gedenkens wie es in der Budge-Stiftung geschieht, ist dieses Fürbittgebet in sechs Gebetsbitten unterteilt. Wenn möglich, könnte es schön sein, nach den jeweiligen Bitten eine Kerze anzuzünden. Auch könnte es gut sein, die Bitten auf verschiedene Leser*innen – zum Beispiel Konfirmand*innen sowie ältere Menschen – zu verteilen.

    Fürbitten

    1.
    Gott, wir denken vor dir
    an die über sechs Millionen Juden und Jüdinnen aus ganz Europa,
    die in der Shoah deportiert und ermordet wurden.
    All ihre Namen.
    All ihre Geschichten.
    Du kennst sie, Gott.

    Kurze Stille und evtl. Entzünden einer Kerze

    2.
    Gott, wir denken vor dir besonders
    an die über 1,5 Millionen Kinder,
    die in der Shoah ermordet wurden.
    Ihr Lachen – für immer verklungen.
    Ihre Träume – für immer ausgelöscht.
    Wir wissen: Du liebst besonders die Kinder, Gott.

    Kurze Stille und evtl. Entzünden einer Kerze

    3.
    Gott, wir denken vor dir
    an die Christen und Christinnen jüdischer Herkunft,
    die hier in unseren Kirchenbänken saßen
    und genauso verfolgt, deportiert und ermordet wurden.
    Wie sehr haben sie sich gewünscht,
    dass in der evangelischen Kirche jemand für sie den Mund aufmacht.
    Gott, du weißt um sie.

    Kurze Stille und evtl. Entzünden einer Kerze

    4.
    Gott, so bringen wir auch uns selbst vor dich.
    Uns, die wir durch unsere Familiengeschichten
    auf so unterschiedliche Weise hinein verwoben sind
    in Nationalsozialismus und Shoah.
    Gott, stärke uns im Erinnern.
    Im Aushalten der Geschichten.
    Stärke uns darin,
    zu lernen und neu auf die Juden und Jüdinnen zuzugehen.

    Kurze Stille und evtl. Entzünden einer Kerze

    5.
    Gott, wir bringen vor dich uns selbst
    als evangelische Kirche.
    Viele haben geschwiegen.
    Viele waren beteiligt,
    als Juden und Jüdinnen verfolgt, deportiert und ermordet wurden.
    Gott, stärke uns, diese Schuldgeschichte auszuhalten.
    Segne du die Neuanfänge in den Begegnungen
    von jüdischen und christlichen Menschen.

    Kurze Stille und evtl. Entzünden einer Kerze

    6.
    Gott, antijudaistische und antisemitische Vorurteile –
    sie sind noch da.
    Wir denken vor dir an Juden und Jüdinnen,
    die heute bedroht und angegriffen werden.
    Wir denken vor dir an andere Opfer rechtsradikaler Gewalt.
    Fassungslos und bestürzt sehen wir,
    dass Menschen aus antisemitischen und rechtsradikalen Motiven ermordet werden.
    (Hier evtl. aktuelle Ereignisse nennen)
    Gott, wir legen dir die Opfer ans Herz.

    Kurze Stille und evtl. Entzünden einer Kerze

    Gott, wir bitten dich:
    Stärke uns darin, den Mund aufzumachen
    gegen Antisemitismus und Gewalt.
    Gib uns die Kraft, für eine tolerante Gesellschaft einzutreten.

    Kurze Stille und evtl. Entzünden einer Kerze

  • Psalmcollage mit Einwürfen und Gebet - Zu Psalm 74,3-8.18.21 und Psalm 130,1-3

    Begrüßung

    9. und 10. November 1938. Pogromnacht. N.N. Jahre ist es her.
    Da überfielen die deutschen Nazis Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen.
    Wir gedenken heute der jüdischen Menschen,
    der Getöteten und der an Leib und Seele Verletzten.
    Wir spüren immer noch die Last.
    Schuld und Scham unserer Eltern und Großeltern.
    Wir verneigen uns vor den Opfern.
    Und wir erheben uns gegen alle Menschenverächter.
    Gegen alle, die Menschen verletzen,
    weil sie anders denken oder anders glauben als sie selbst.
    Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hat gesagt:
    „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.“ (Roman Herzog am 3. Januar 1996)
    Wir gedenken, wir erinnern, wir wollen wachsam sein.

    Liedruf

    EG+ 26 Aus der Tiefe rufe ich zu dir
    Dieses Lied hat drei weitere Strophen. Es wird empfohlen, jeweils nur die erste wie eine Antiphon zu singen, weil es sonst zu viele verschiedene Texte in kurzer Zeit gibt.

    oder

    Meine Seele wartet / Haschivenu (Kanon)
    Text aus Psalm 130. Melodie aus Israel, in: Durch Hohes und Tiefes, Nr. 261. (Empfehlung: Vor der Psalmcollage die 1. Strophe, nach der Psalmcollage die 2., nach dem Gebet die hebräische Version. Oder aber immer nur die 2. Strophe.)

    Psalmcollage

    Für drei Sprecher*innen

    I
    Gott, richte deine Schritte zu den ewigen Trümmern,
    alles im Heiligtum hat der Feind verheert.

    II
    Sie werfen Möbel aus den Häusern.
    Und Geschirr. Und Bücher. Und Menschen.     

    Kurze Stille

    III
    Aus der Tiefe rufe ich.

    I
    Deine Widersacher brüllten inmitten deiner heiligen Stätte,
    stellten ihre Feldzeichen auf als Zeichen des Sieges.

    II
    Braune Horden bellen ihre Parolen.
    Hakenkreuze. Überall.
    An den Häusern. An den Synagogen.

    Kurze Stille

    III
    Aus der Tiefe rufe ich, GOTT, zu dir.

    I
    Es war, wie wenn einer im dichten Gehölz die Axt schwingt,
    so zerschlugen sie das ganze Schnitzwerk mit Hacke und Beil.

    II
    Sie schlagen Türen ein.
    Fensterscheiben zersplittern.
    Scherben. So viele Scherben.

    Kurze Stille

    III
    Aus der Tiefe. Höre meine Stimme!

    I
    An dein Heiligtum legten sie Feuer,
    bis auf den Grund entweihten sie die Wohnstatt deines Namens.

    II
    Synagogen brennen.
    Torarollen brennen.
    Häuser brennen.

    Kurze Stille

    III
    Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!

    I
    Sie sprachen in ihrem Herzen: Wir zwingen sie nieder allesamt;
    und sie verbrannten alle Gottesstätten im Land.

    II
    Sie töten Juden. Einige Hundert.
    30.000 kommen ins KZ.
    Das ist erst der Anfang.

    Kurze Stille

    III
    Wenn du, GOTT, Sünden anrechnen willst -

    I
    Denke daran: Der Feind schmäht GOTT,
    und ein törichtes Volk lästert deinen Namen.

    II
    Deutsche gaffen.
    Deutsche schauen weg.
    Manche schämen sich.

    Kurze Stille

    III
    Wenn du, GOTT, Sünden anrechnen willst -, wer wird bestehen?

    I
    Der Unterdrückte soll nicht wieder beschämt werden,
    Elende und Arme sollen deinen Namen loben.
    Steh auf, Gott, führe deinen Streit.

    Liedruf

    Gebet

    Es ist vorbeigegangen, das Zerstören und das Morden.
    So wie alles vorbeigeht.
    Die Wunden aber sind noch da.
    Diese großen Wunden!
    Viele nur notdürftig vernarbt.
    Auch die Wunden der Schuld und der Scham.
    Darum sind wir hier, Gott.
    Schauen die Wunden an.
    Gemeinsam.
    Und diese dunklen Tage vor N.N. Jahren.
    Wir suchen Halt.
    Wir suchen Heilung.
    Sei du jetzt hier.

    Liedruf